Wismar
. In Welterbestädten wie Wismar müssen Rollstuhlfahrer und Menschen, die auf Rollatoren angewiesen sind, mehr Hürden überwinden als in anderen Städten. Grund ist die historische Bausubstanz – mit engen Hauseingängen und holprigen Pflastersteinen.
4 barrierefreie Toiletten gibt es in Wismar:
im Rathaus am Marktplatz, im Stadthaus am Marktplatz, im Welt-Erbe-Haus in der Lübschen Straße 23 neben der Tourist-Information und in der Bauhofstraße (Nähe Bushaltestelle)
Trotzdem ist Wismar auch für Menschen mit Handicaps ein beliebtes Ausflugsziel. Damit das für sie so barrierefrei wie möglich zu erleben ist, gibt es einen speziellen Stadtplan für Rollstuhlfahrer. 2000 neue Exemplare sind gerade gedruckt worden. Denn der Plan, der in dieser Form einzigartig in MV ist, erfreut sich seit der ersten Auflage im vergangenen Jahr großer Beliebtheit.
Und nicht nur das: „Seit es ihn gibt, sind die Beschwerden in der Tourismuszentrale und Stadtverwaltung spürbar zurückgegangen“, sagt Marco Trunk, Pressesprecher der Hansestadt Wismar. Das liege auch an einigen Verbesserungen.
Der Plan zeigt Wismars Straßen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, so dass sich die Menschen mit Handicaps ihre Touren heraussuchen können – je nach ihrer persönlichen Kondition. Auch behindertengerechte Parkplätze, Toiletten und Geschäfte sind ausgewiesen. Erarbeitet haben den Plan Rollstuhlfahrer Manfred Frenz (62) und Peter Kast (63), Ingenieur für Kartografie. Auslöser war, dass Frenz nicht in die Behindertentoilette im Stadthaus kam. „Die Ausgabe unserer 2. Auflage kann er leider nicht mehr miterleben, er ist vor kurzem verstorben“, bedauert Kast. Für eine fachgerechte Beurteilung sei Manfred Frenz wochenlang durch Wismars Innenstadt und die Hafenviertel gerollt, notierte, was er straßentechnisch sah und feststellte. Nach und nach ist die Karte samt der Zeichenerklärung am Rand entstanden – und regelmäßig wird sie nun aktualisiert.
„Die Barrierefreiheit soll kontinuierlich verbessert werden. Mit jedem neuen Bauvorhaben in der Stadt ändert sich etwas“, berichtet Marko Trunk. So werde das aufwendig umgebaute Schabbellhaus bei seiner Eröffnung am 22. Dezember fast komplett barrierefrei sein. Damit ist das Stadtgeschichtliche Museum Wismar dann auch für Rollstuhlfahrer gut nutzbar. Auch am Bahnhof sind Verbesserungen geplant.
Wie Bernd Hilse (Die Linke), Behindertenbeauftragter der Wismarer Bürgerschaft, berichtet, gäbe es in Wismar noch einiges zu verbessern. Vor allem die Querverbindungen, also die kleinen Gassen, in der Stadt seien nicht barrierefrei. Schon durch Kleinigkeiten wie abgesenkte Bordsteine könnten Rollstuhlfahrer mobiler werden.
Bessere Barrierefreiheit dreht sich aber nicht nur um Rollstuhlfahrer. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, habe es in diesem Sommer erstmals Stadtführungen in Gebärdensprache gegeben, im Herbst eine Tour für sehbehinderte Menschen. „Diese Führungen wurden gut angenommen“, berichtet Trunk. In Planung seien daher jährlich mindestens eine Blinden- und Gebärdensprachenführung sowie Videos für Gehörlose in Form eines Stadtrundganges.
Kerstin Schröder
aus der OZ